Der aus der klassischen Systemischen Familientherapie entwickelte Ansatz sieht ein familiäres System bzw. ein organisatorisches System als „zusammengesetztes Ganzes“, in dem das einzelne Mitglied sowohl seine Fähigkeiten und Stärken, als auch psychische und körperliche Symptome entwickeln kann.
Zeigt ein Mitglied der Familie oder eines Unternehmens „störende“ Auffälligkeiten, so wird der Betreffende als „Symptomträger“ für das Gesamtsystem betrachtet. Kerngedanke der Systemischen Therapie ist also die Annahme, dass der Schlüssel zum Verständnis und zur Veränderung von Problemen im familiären (oder organisatorischen) Zusammenhang liegt, in dem das Problem steht.
Dies kann sich in typischen "privaten" Konflikten mit dem Partner, aber auch in immer wiederkehrenden Problemen mit Kunden oder Kollegen zeigen. Fokus ist der Mensch in seinem Kontext im Rahmen eines bio-psycho-sozialen Verständnisses von Gesundheit, Störung und sozialer Probleme.
Theoretische Grundlage heutiger Systemischer Therapie sind Kommunikationstheorie, Kybernetik, Systemtheorie und der radikale Konstruktivismus.
Die Elemente der "Systemischen Beratung" beziehen generell ganzheitliche Fragestellungen mit ein. Anliegen oder als schwierig und konflikthaft empfundene Situationen betrachtet der Therapeut oder Coach aus verschiedenen Beziehungspositionen. Hierbei gilt eine Analogie aus der Physik: Je nach Standort finden Sie auf die scheinbar gleiche Frage mehrere "richtige" Antworten.
Systemische Beratung ermöglicht den Beteiligten:
Die Systemische Therapie arbeitet mit Einzelpersonen, Familien, Paaren und Organisationen. Im Gegensatz zu vielen anderen Therapie- und Beratungsansätzen können die Sitzungen oft in größeren zeitlichen Abständen stattfinden.
Der Mensch ist nicht nur ein existenziell auf andere bezogenes Individuum, sondern ein in verschieden Systemen sich bewegendes Lebewesen, das selbst in sich wiederum ein bio-psycho-soziales System darstellt. Er ist in besonderer Weise ein systemisches Lebewesen – in besonderer Weise deshalb, weil seine Identität, sein Verhalten und sein Gefühlsleben unmittelbar von den sozialen Systemen abhängen, zu denen er sich zugehörig fühlt.
"Das zusammengesetzte Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" (Paracelsus).
Dieses Mehr besteht in den gegenseitigen Wechselwirkungen zwischen den Systemelementen, die wechselseitig so aufeinander bezogen sind, dass die Veränderung eines Elementes zwangsläufig zur Veränderung aller anderen Elemente im System führt. Dies ist ein wichtiger Ansatz für therapeutische Interventionen. Schon durch die Veränderung des Verhaltens einer einzigen Person, eines kommunikativen Ablaufs oder einer Interaktion in einem System, müssen sich alle Mitglieder und Elemente des „Ganzen“ neu orientieren, anpassen und eine Veränderungsarbeit leisten. Systeme können sich auf diesem Wege neu organisieren und nützlichere Wege der Zusammenarbeit finden.
Der erkenntnistheoretische Bezugsrahmen der Systemischen Therapie ist der Soziale Konstruktivismus. Er steht für die Auffassung, dass Menschen die Wirklichkeit "erfinden" (konstruieren) und nicht objektiv „entdecken“. Wir "bauen" uns demnach fortwährend eine innere Realität zusammen. Für die konkrete Beratungsarbeit heißt das, dass nicht nach der „Wahrheit“ an sich gesucht wird, sondern nach Hypothesen und "Wirklichkeitskonstruktionen", die für alle Beteiligten nützlich und förderlich sind. Es wird im therapeutischen Prozess mit verschiedenen Realitätsmodellen in einem System, wertschätzend, kreativ und spielerisch umgegangen.